01.03.2019
Nach über 10 Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs mit nachhaltig sinkenden Insolvenzen deutscher Unternehmen richten sich die Kreditversicherer wieder auf schlechtere Zeiten ein.
Durch die steigende Insolvenzquote sind die Entschädigungsleistungen der Versicherer in den letzten 6 Monaten erheblich angestiegen. Das hat diverse Auswirkungen auf die sonst so ertragreichen Warenkreditversicherer:
1. Die Versicherer reagieren mit einer nachlassenden Zeichnungsbereitschaft. So hat der Marktführer Euler Hermes im Sommer den Deckungsschutz per Knopfdruck auf britische und italienische Limite ab einem bestimmten internen Rating gelöscht bzw. mit höheren Preisen belegt.
2. In der Beurteilung von Neukunden schauen sich die Versicherer die Vorschadensituation genauer an, um Ihre Kalkulation deutlich anzupassen. Die Versicherer wollen nicht mehr Umsatz um jeden Preis. Bei schadenträchtigen Verträgen werden wieder stark erhöhte Prämiensätze gefordert, im Einzelfall wird von Angeboten Abstand genommen.
3. Bei drohenden Sanierungsfällen ziehen sich die Versicherer schneller aus der Deckung zurück als in den letzten Jahren und heben Limite zügiger auf.
4. Bei Sanierungsfällen wird die Prämie konsequent und zum Teil stark angehoben.
Das hat zur Konsequenz, dass die Maklerschaft stärker gefordert ist als in den letzten 10 Jahren. Neben vertraglichen Änderungen wie unkündbare Limite, längere Fristen für Nachlaufdeckungen, individuelle Limite oder die zukaufbaren Zusatzlimite (auch anderer Versicherer) kommt auch das Thema Umdeckung wieder mehr in den Fokus. Dabei muss ein besonderes Augenmerk gelegt werden auf:
a. die mittlerweile völlig unterschiedlichen Bedingungswerke
b. die Themen fehlende Aushaftung / ausreichende Einhaftung
c. die unterschiedliche Limitpolitik
d. und selbstverständlich auf alle weiteren warenkreditspezifischen „Feinheiten“ (u.a. Anfechtungsdeckung, Regulierungstatbestand, Meldepflichten)
Bei Sanierungsfällen wird deutlich mehr Einsatz und Kompetenz gefordert, um dem Anspruch des Kunden gerecht werden zu können.
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